Manches
ist von kurzer Dauer, uns're Angst, unser Bedauern. Da es vielleicht
nie ganz verdaut ist, des Textes Titel daher lautet:
“Fünfhundertvierundsechzig Tage” oder auch “die
Bein-Ballade”
Am
ersten Tag war alles neu - Langsam mit wack'ligen Schritten, die
manchmal noch gen Boden glitten, besiegte ich dann meine Scheu.
Von
nun an wurd' gesprung'n, getanzt. Welch Kräfte sich im Bein
versteckten: Meine Augen mehr entdeckten, Lebensfreude wurd' gepflanzt.
Ich
dachte, und das weiß ich heut: Was vorher war, ward lang vergessen.
S'wurd nur noch mit dem Bein gemessen, mit Sprungkraft und mit
Schnelligkeit.
Und
dann, das muss es auch mal geben: Ein Sprung ging hoffnungslos daneben.
Ein rostiger Nagel oder zwei bohrten sich ins arme Bein. Der Schmerz
wird sicher schon vergehen.
Doch das Bein, es tat mir weh. Konnte ich es nicht belasten, konnte nicht gerade stehen. Ist das denn schon Grund, auszurasten?
Es
wurde langsam dick und blau und es wollte mich nicht halten. Doch ich
stellt' es nicht zur Schau, ließ Ruhe und Geduld nur walten.
Als
rot der erste Tropfen floss, ging ich vor Angst kaum aus dem Haus. Wie
mal ein Tränchen ich vergoss, gab es vom Bein kein' Applaus.
Das
Blut, es floss und wurde mehr. Ein Arzt? Doch wegen dieser Schramme
nicht; doch brauchte den mein Bein so sehr und ich brauchte mein
Gleichgewicht.
Zum
Arzt müsst es mich selber tragen. Den Weg, den schaff ich nicht allein.
"Komm, Bein, will gehen, will ihn fragen!" - "Dann mach doch deinen
Führerschein!"
Dem
Bein, dem wurd es dann zu bunt: S'wurde schwach, es konnt nicht heilen.
"Ohne mich wirst du gesund, musst nur auf einem Bein verweilen."
Da
war es fort, es kam nicht wieder; Eiter bedeckte seine Glieder, wurd
mit wenig Trost begraben, dass sich Insekten an ihm laben.
Das
laufen fällt mir seitdem schwer. Mit einem Bein geht man nicht mehr.
Man hüpft, man springt, man stolpert, man singt,... steht auf und hinkt.
Die
Kunst ist nicht, erneut zu schwärmen, sondern auf einem Bein laufen zu
lernen. Braucht Weile, bei jeder Dringlichkeit - Behindert für die
Ewigkeit.
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